Wann ist Anästhesie in der Zahnmedizin notwendig?
Schmerzmittel werden in der Regel bei komplexen Behandlungen oder in kritischen Phasen von Eingriffen angewendet. Auch bei Patienten mit starker Angst vor zahnärztlichen Behandlungen kommt Anästhesie häufig zum Einsatz. In der Kinderzahnmedizin sorgt sie dafür, dass Kinder während des Eingriffs keine Schmerzen verspüren und die Behandlung angstfrei überstehen.
Arten der Anästhesie in der Zahnmedizin
Eine breite Palette an Technologien und Medikamenten ermöglicht eine präzise Schmerzreduktion im betroffenen Bereich, die individuell an die klinische Situation angepasst wird.
- Applikationsanästhesie (Oberflächenanästhesie)
Diese Form der Anästhesie wird als Gel, Creme oder Spray auf das Zahnfleisch aufgetragen. Sie dringt etwa 3 mm tief ein und blockiert dort die Nervenenden. Die Wirkung setzt schnell ein und hält ca. 25 Minuten an. Diese Methode eignet sich gut bei kleineren Eingriffen wie der Entfernung von Zahnstein oder vor der Verabreichung einer Injektion. In der Kinderzahnmedizin hilft diese Methode, die Angst vor dem Zahnarzt zu mindern. - Infiltrationsanästhesie
Die gängigste Form der Betäubung in der Zahnmedizin. Hierbei wird das Anästhetikum direkt in das Zahnfleisch injiziert, wodurch der Schmerz in der unmittelbaren Behandlungsregion blockiert wird. Diese Methode ist ideal für zahnärztliche Behandlungen, bei denen lokale Schmerzfreiheit erforderlich ist. - Leitungsanästhesie
Diese Anästhesie blockiert den gesamten Nervenstrang und betäubt so einen größeren Bereich der Mundhöhle. Sie wird häufig bei umfangreicheren Eingriffen wie der Entfernung von Weisheitszähnen verwendet. Der betäubte Bereich kann mehrere Zähne sowie das umliegende Gewebe umfassen. - Intraligamentäre Anästhesie
Hierbei wird das Anästhetikum direkt in das Zahnfleisch injiziert, wodurch nur der betroffene Zahn betäubt wird. Ein Vorteil dieser Methode ist, dass es keine Taubheitsgefühle in Zunge oder Lippen gibt. Allerdings ist sie bei Erwachsenen nicht immer wirksam und wird daher oft in Kombination mit anderen Anästhesieverfahren angewendet. - Intrakostale Anästhesie
Bei dieser Methode wird die Schleimhaut eingeschnitten und das Anästhetikum unter Druck in den Knochen injiziert. Sie kommt bei komplexeren zahnärztlichen Eingriffen, wie Operationen am Kiefer, zum Einsatz.
Vollnarkose und Sedierung in der Zahnmedizin
In bestimmten Fällen, wie bei der Entfernung mehrerer Zähne oder bei starken Angstzuständen, kann auch eine Vollnarkose notwendig sein. Diese schaltet das Bewusstsein des Patienten vollständig aus und ermöglicht eine schmerzfreie Behandlung.
Alternativ wird die Sedierung eingesetzt, die den Patienten in einen Zustand der Entspannung versetzt, ohne das Bewusstsein auszuschalten. Diese Methode wird besser vertragen, da der Patient während der Behandlung wach bleibt und schneller rehabilitiert werden kann.
Mögliche Komplikationen nach der Anästhesie
- Hämatome: Diese können entstehen, wenn bei der Injektion ein Blutgefäß verletzt wird.
- Neuritis: Eine Entzündung der Nervenfasern, die durch die Injektion entstehen kann.
- Anaphylaktischer Schock: Dies kann in seltenen Fällen durch eine allergische Reaktion auf das Anästhetikum ausgelöst werden.
Carpule-Anästhesie
Bei dieser Technik wird das Anästhetikum in einer vorgefüllten Glaspatrone verabreicht, die in eine spezielle Spritze eingesetzt wird. Diese Methode ist besonders steril und ermöglicht eine präzise Dosierung des Betäubungsmittels.
Spezielle Anästhesiemethoden
- Während der Schwangerschaft: Moderne lokale Anästhetika dringen bei richtiger Anwendung nicht in den Blutkreislauf ein und stellen keine Gefahr für das Baby dar.
- Beim Stillen: Da die Wirkstoffe schnell aus dem Körper ausgeschieden werden, besteht kein Risiko für das Baby.
- Bei älteren Patienten: Hier wird besonders auf bestehende Vorerkrankungen geachtet, um Komplikationen zu vermeiden.
Die Vielfalt der modernen Anästhesieverfahren ermöglicht es Zahnärzten, die Behandlung so angenehm wie möglich zu gestalten, unabhängig vom Alter oder Gesundheitszustand des Patienten.